Meine treuen Leser wissen, dass ich als Zugereister sehr schnell die Liebe für den hanseatischen Fußball angenommen habe. Und das, obwohl ich in einer Stadt mit einem recht erfolgreichen Bundesligaverein groß geworden bin. Und mich eigentlich gar nicht für Fußball interessiere…
Ich war mehrfach im Ostseestadion und egal wie schlecht gespielt wurde (und das wurde leider sehr oft), die Stimmung, der Zusammenhalt und die Aura sind grandios. Unvergleichbar mit anderen Vereinen und deswegen bin ich immer gerne hingegangen und habe mitgefiebert. Mein Verein.
Nach den heutigen Ausschreitungen werde ich diese Begeisterung bewußt unterdrücken. Ich werde erst wieder mitfiebern, wenn wir alle zur Vernunft gekommen sind. Wenn keine Autos mehr angezündet werden, nur weil sie ein Kennzeichen des nächsten Gegners tragen. Wenn die Häuser nicht mehr mit Hetzparolen angesprüht werden, wenn keine Pflastersteine mehr auf Polizisten fliegen, wenn vom Platz gestellte Spieler nicht mehr unsportlich gegen die Bande treten und wenn die sich die völlig unnötigen Fouls nicht mehr so häufen. Wenn Bengalos nur noch für fotografische Zwecke gezündet werden, wenn keine Ständer vorm Freiraum mehr umgetreten werden, wenn keine Polizeiwachen mehr angegriffen werden, wenn die Polenböller nur zu Sylvester knallen (schlimm genug) und wenn es sich – ganz kurz auf den Punkt gebracht – endlich wieder um schönen Fußball dreht.
Ich gebe dem Verein natürlich nicht die Alleinschuld. Schuld sind wie immer nur einige wenige Chaoten. Ich gebe dem Verein aber sehr wohl die Schuld daran, dass das nicht unterbunden werden kann. Dass einzelne Spieler der Mannschaft es nicht schaffen, ihre Testosteronproduktion in den Griff zu bekommen und so ein wirklich dämliches Vorbild sind. Dass es möglich ist, dass Pyrotechnik ins Stadion kommt. Dass die wenigen Gewaltbereiten aus der Masse der wirklich beeindruckend treuen Fans noch immer nicht herauszuziehen sind. Und dass der Verein es dadurch immer wieder schafft, unsere Stadt herunterzuziehen.
Mein heutiger fotografischer Beitrag dreht sich dann also heute um meinen Beitrag, meine Steuern. Dieses Fiasko hat irrsinnig viel Geld verbraten.
Ein großer Dank geht an die jungen Polizisten, die heute in der Kälte der Stadt Ihre Pflicht für uns alle getan haben, ungedankt, im Verborgenen, weil es schick ist, sich gegen diese Jungs und Mädels zu stellen. Danke auch den Helfern der Rettungsdienste und den sonstigen ordnenden Händen. Ohne Euch hätte ich mich heute noch viel mehr schämen müssen. Ich werde nun zukünftig dafür eintreten, dass die Vereine für Eure Arbeit bezahlen müssen.
Mir fehlen die weiteren Worte. AHU!